Pogromnacht in Kitzingen. 10.11.1938
Gegen 5.30 Uhr brachen SS-Männer in Zivil mit großem Lärm die mittlere Synagogentür auf und brachen in den großen Gebetsraum ein. Bänke und Balustraden wurden mit Äxten zertrümmert und in Brand gesetzt. Im Laufe des Vormittags brannte die Synagoge nieder. Auch die Judenschule, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden im Pogrom verwüstet.
Es war der Anfang von Diskriminierungen, Enteignungen, Gewalt, Deportation und Vernichtung.
Wir beten:
Du Gott Israels, Richter der Welt: Wir erinnern uns heute an die Nacht, die das Fanal gab zum gewalttätigen Aufruhr gegen dich und das jüdische Volk, das du dir erwählt hast. Wir können nicht ermessen, was schon in jener Nacht zerstört worden ist, als die Synagogen brannten, als deine Tora in den Schmutz getreten wurde, als Menschen, die in Deutschland heimisch waren, Besitz, Schutz und ihre Gewissheiten verloren, und die Gewalttäter und Beisteherinnen ihr Gewissen. Die Berichte der Opfer beschämen uns, die Unbußfertigkeit vieler Täter empört uns, und eine wachsende Judenfeindschaft in der Völkergemeinschaft fordert von uns Wachsamkeit und Widerstand. Gott, du hältst deinem Volk die Treue. Fall allen in den Arm, die es erneut mit Vernichtung bedrohen, und festige den Zusammenhalt von Christen und Juden in unserem Land und überall auf der Erde. (Gebet von Sylvia Bukowski)
Bild aus: Elmar Schwinger: Von Kitzingen nach Izbica, in: Schriften des Stadtarchivs Kitzingen Band 9, hg. v. Doris Babel, Kitzingen 2009.