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Herr Pfarrer Philip, 4 Jahre waren sie nach dem einjährigen Sprachkurs in Bochum nun in Bayern und im Dekanat Kitzingen tätig. Davon ein Jahr in Rödelsee und drei Jahre in der Stadt und im Dekanat Kitzingen. Was war für Sie schön, was schwierig?
Pfarrer Nawi Philip:
Für mich persönlich ist die Beziehung mit anderen Kirchenmitgliedern sehr wichtig. Leider hatten wir hier nicht sehr viele Beziehungen mit anderen Kirchenmitgliedern. Aber wir hatten viele Kontakte mit anderen, die keine Mitglieder unserer Kirchengemeinde sind. Mit Arabern und mit Leuten aus Pfingstgemeinden. In der Stadt ist es natürlich schwierig, mit vielen Gemeindegliedern Kontakt zu pflegen. Im Dorf ist das einfacher. Ich hätte mir mehr Kontakte gewünscht. In Neu Guinea haben wir viele enge Beziehungen zueinander. Dort ist der Pfarrer in der Mitte aller Kirchenmitglieder. Wenn dort ein Pfarrer etwas macht, dann sind die Leute da. Da hat man als Pfarrer das Gefühl, Hauptmann oder Seelsorger zu sein. Die Leute zeigen und sagen dann, was sie dem Pfarrer gegenüber empfinden. Verehrung etwa. Nicht nur mit Worten. Hier vermissen wir diese Beziehung.
Sie haben hier ein anderes Bild vom Pfarrer erlebt.
Ja, hier kann man nur in eine Veranstaltung gehen, mehr ist dann nicht. In Neu Guinea haben die Leute – auch in der Stadt – mehr Zeit, miteinander zu reden. Und dieses Miteinander reden, leben und andere Sachen machen, das fehlt hier.
Natürlich haben wir auch hier viele Leute getroffen.
Man darf hier nicht nur an kirchliche Beziehungen denken. Sondern auch an ganz normale Beziehungen. Wir haben hier vieles kennen gelernt, auch Kirchenmitglieder, aber nicht so viele.
Frau Philip, wie haben Sie das erlebt?
Pfarrer Nawi Philip:
Durch meine Frau und die Kinder haben wir viele Leute kennengelernt.
Auch außerhalb meiner kirchlichen Arbeit. Meine Frau zum Beispiel durch den regelmäßigen Frauentreff im Rathaus.
Worauf freuen Sie sich, wenn Sie jetzt wieder nach Papua gehen?
Frau Philip:
Ich freue mich auf daheim, aber ich bin auch ein bisschen traurig. Aber das geht, das ist wie immer, wenn man Abschied nimmt. Ich werde Deutschland vermissen, aber Heimat ist Heimat.
Pfr. Philip: Heimat ist, wo man lebt, wo man geboren ist, die Gefühle und Gedanken sind immer in der Heimat. Man kann anderswo leben, aber der Wunsch zurück nach der Heimat ist immer da.
Worauf freuen Sie sich besonders zuhause?
Frau Philip: Ja, jetzt ist bald Weihnachten. Und wir freuen uns total, weil an Weihnachten die ganze Familie zusammenkommt. Wir freuen uns darauf, sie alle zu sehen. Da kommen alle Cousins und Cousinen.
Pfarrer Philip: Weihnachten ist bei uns eine fröhliche Zeit. Da tanzen die jungen Leute, nicht mit Trommeln und Federschmuck, nur mit Kleidern. Wir sehen viele Leute dort, da sind wir nicht allein. Da können wir miteinander reden und lachen. Das fehlte uns hier etwas. diese enge Beziehung zueinander ist dort anders als hier. Wir waren gerne hier, aber wir freuen uns auf zuhause.
Was werden Sie zuhause vermissen?
Am meisten werden wohl die Kinder vermissen, die Laura wohl das Essen hier. Für sie wird es schwierig werden, denn sie war nur einmal zuhause, seit wir hier sind. Süßkartoffel zum Beispiel kennt sie von hier gar nicht. Und die Freunde werden sie natürlich vermissen. Denn wir werden künftig nicht in der Stadt wohnen sondern etwas außerhalb bei der Schule und den Studenten. In einem Dorf sozusagen. Das ist anders als in der Stadt.
Was nehmen Sie mit an Ideen, an Erkenntnissen und Dingen, die Ihnen neu bewusst geworden sind? Was sehen Sie anders als vor 5 Jahren.
Pfr. Philip:
Anders eigentlich nicht viel, aber persönlich habe ich über meine Arbeit und meine Beziehung zu anderen Leuten und mein persönliches geistliches Leben nachgedacht und über meine Kontakte zu Pfingstgemeinden, zum Beispiel zur LKG. In meiner Gemeinde zuhause habe ich auch manche Pfingstler. Aber die haben ihre eigene Gemeinde.
Ich habe über meine Arbeit und meine Beziehung zu anderen nachgedacht und mir überlegt:
Ja, die Arbeit, habe ich die erfüllt? Aber sind wir auch Christen, oder haben wir das ‚Christ‘ nur im Namen? Leben wir richtig oder leben wir es nur dem Namen nach? Wenn ich Pfarrer bin und folge Gottes Wort nicht, ist es nicht richtig.
Es kann sein: nach meinem Gefühl und meinen Gedanken, meiner Einstellung nach lebe ich richtig, ich bin getauft, aber wenn ich nicht wie Christus lebe, dann habe ich nur im Koffer gelebt, aber geistlich bin ich tot. Da gibt es kein Wachstum.
Das ist für mich eine Herausforderung als Mensch und auch als Pfarrer.
Ich dachte, das ist vielleicht eine neue Hoffnung, ich kann hier eine andere Seite sehen.
Wenn ich es nicht schaffe, zu leben, wie Gott es will, dann bin ich geistlich tot.
Was hätten Sie mehr erwartet?
Natürlich macht jeder Fehler, manchmal machen wir Fehler,
aber die Frage ist, wie gehen wir mit Problemen und Fehlern um?
Ich muss überlegen: was ist richtig? Was soll ich tun?
Hier habe ich über meine persönliche Beziehung zu anderen nachgedacht.
Gott hat uns einen neuen Weg gezeigt, und diesen Weg sollen wir gehen.
„Lass dich nicht von Sünden überwinden“, das zum Beispiel ist ein guter Text.
Paulus sagt es im Römerbrief: Das Gute wollte ich machen, aber ich habe keine Kraft.
mit Gottes Kraft können wir neue Wege gehen.
Ich bleibe ein Sünder und gleichzeitig ein gerechter (Luther), das ist schon richtig.
Und wie geht es für Sie künftig weiter:
Ich werde in einer (staatlichen) Schule in Markham Valley (ca. 50 km nördlich von Lae) mit 16 Stunden (oder 16 Klassen ???) Religion unterrichten.
Dort gibt es die Klassen 9-12, die 600 bis 800 Schüler sind alle evangelisch.
Am Freitag sind dann immer Andachten und am Sonntag ist Gottesdienst.
In dieser Schule haben wir keine Kirche. Gottesdienst ist dann im Speisesaal.
Am Wochenende können wir dann miteinander Bibel lesen.
Sie haben dann in den nächsten Jahren zwei Wohnorte: Während der Schulzeit in der Schule in Markham Valley und in den Ferien in Ihrer Heimat in Ihrem eigenen Haus in der Nähe von Finschhafen, mit Garten und Kaffeeplantage.
Ja, die haben wir zwar noch nicht, aber die wollen wir uns dann anlegen.
Wir haben uns gefreut, hier zu sein. Das hilft uns für unsere Arbeit.
Hier läuft vieles anders, man kann nicht vergleichen. Die Kultur ist anders.
Warum machen wir das, und jenes nicht? Das kann man nicht vergleichen.
Papua Neu Guinea ist anders.
Aber wir sind dankbar, dass wir das deutsche Denken und die Kultur hier etwas kennen gelernt haben. Das hilft uns auch, das hilft auch der Partnerschaft und der Beziehung zueinander in Zukunft.